Auf der Terrasse der Fliegerklause am Flugplatz Winzeln-Schramberg herrscht Hochbetrieb: Pizzen werden serviert, Desserts und Espressi genossen und alle lassen immer wieder ihren Blick über das Flugfeld des Flugplatzes schweifen. Es ist ein schöner Frühsommertag mit angenehmen Temperaturen, etwas windig und auf dem Flugfeld herrscht reges Treiben. Abgesetzt von diesem Treiben, ca. 500 Meter in Richtung Norden, ist eine Gruppe Flugschüler dabei ihren Traum vom eigenen Flugschein zu realisieren. Bereits gegen neun Uhr wurden die Schulungssegelflugzeuge – eine Ka8b, eine ASK 13 und eine ASK 21 – aus der Halle an den Start gebracht. Ein Auto hilft beim Ziehen der Flugzeuge und ein oder zwei Personen laufen an den Tragflächen mit. Zunächst wurde der Startbereich eingerichtet, die Seilwinde aufgestellt, in Betrieb genommen und die Funkverbindung zum Tower aufgebaut. Nun endlich startete der erste Flugschüler in Begleitung eines Fluglehrers in der doppelsitzigen ASK 13 mit Hilfe der 400 PS starken Seilwinde gen Himmel. In rund einer Minute wird die Höhe von etwa 450 Metern erreicht, von wo aus einige Übungen geflogen werden und dann das Wichtigste – die saubere Landung – vorbereitet wird. Die Flugschüler, die bereits länger dabei sind und ihren ersten Alleinflug schon absolviert haben, starten dann mit der einsitzigen Ka8b oder der ASK 21 zu ihren Flügen. Allen gemeinsam ist, dass sie zielstrebig lernen, üben und ein Gefühl für das lautlose gleiten in der Luft entwickeln, um dann nach etwa 2 Jahren der Ausbildung Ihren Flugschein in den Händen halten zu können. An diesem Tag geht es reih um, jeder konnte 5 Mal starten. Nachmittags waren dann mit der verfügbaren Thermik auch Schulungsflüge bis zu ein oder zwei Stunden Dauer möglich – das alles nur mit der Kunst, die aufsteigende Luft zu erkennen und zu nutzen.
Bild: Flugschüler Josua Schmider mit Fluglehrer Frank Schweizer nach der letzten Landung des Tages.
Die Gründe der einzelnen Flugschüler das Fliegen zu erlernen sind so vielfältig wie die Personen, die man am Flugplatz trifft. Markus Ruf meint, er sei schon immer gerne Motorrad gefahren und habe die Freiheit genossen. Das Fliegen gibt ihm nun noch die dritte Dimension an Freiheit hinzu. Josua Schmider fing Feuer für die Fliegerei, als er beim Tag der offenen Tür einen Rundflug machen durfte und dabei die Leidenschaft für die Fliegerei in ihm erweckt wurde. Er hat bereits rund 30 Starts und freut sich bereits auf den ersten Alleinflug. Maximilian Krätschmer sagt: „Ich wollte schon immer Pilot werden. Als ich dann endlich 14 war, habe ich mich sofort beim LSV Schwarzwald angemeldet.“ Manche haben Ihre Leidenschaft auch mit den Genen übernommen. Tim Herbst kam bereits mit seinem Vater im Alter von 9 erstmals mit auf den Flugplatz. Immer wieder ergab sich die Gelegenheit zum Mitfliegen. Irgendwann saß er dann einfach vorne und der Fluglehrer hinter ihm. Mittlerweile hat er über 100 Flüge und arbeitet auf die praktische Prüfung hin. Constantin Schatz wiederum ist der Sohn des ehemaligen Weltmeisters und Leistungssegelfliegers Matthias Sturm. Constantins Ziel ist es natürlich es seinem Vater gleichzutun und baldmöglichst in Segelflug-Bundesliga- und Wettbewerbs-Ranglisten aufzutauchen.
Allen gemeinsam ist die Kameradschaft unter Fliegern. Im Segelflug kommt keiner in die Luft, ohne die Hilfe der anderen. Daher gehört die gegenseitige Unterstützung und das gemeinsame Schieben der Flugzeuge genauso dazu wie der lautlose Segelflug in große Höhen.
Da nicht alle auf dem Flugplatz bereits aufwachsen können, organisiert der LSV Schwarzwald mit Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen sehr gerne Flugplatz-Erkundungen, Projekttage und ähnliches, um Kinder und Jugendliche für dieses spanende und persönlichkeitsbildende Hobby zu begeistern.
Eine andere Möglichkeit einfach mal „herein zu schnuppern“ ist ein Schnupperflugtag am 9. Juni. Interessierte können an diesem Tag sowohl den Segelflug, als auch den Motorflug erleben und haben so die ideale Gelegenheit die Fliegerei für sich zu entdecken.
Dieser Bericht wurde auch im Schwarzwälder Boten am 16.05.2018 veröffentlicht.
Bilder: Volker Herbst