Wie funktioniert der Flugplatz Winzeln-Schramberg?
In diesem Jahr feiert der LSV Schwarzwald e.V. seinen 50. Geburtstag. Um genau zu sein: Am 13. Juni 1970 fand die Fusion der Segelfluggruppe Robert Moser e.V. aus Winzeln und des Luftsportvereins Schramberg-Dunningen e.V. statt. Die Flieger aus Schramberg und Dunningen sind nach der Vereinsfusion vom Segelfluggelände Klippeneck bei Spaichingen auf den Flugplatz Winzeln umgezogen. Der Flugbetrieb für Motorflug und Segelflug sollte fortan auf dem Fluggelände Eschachwiesen stattfinden. Seitdem ist der LSV Schwarzwald untrennbar mit dem Sonderlandeplatz Winzeln-Schramberg – wie das damalige Fluggelände heute heißt – verbunden. Die Art und Weise, wie solch ein Sonderlandeplatz funktioniert und betrieben wird, soll hier beleuchtet werden.
Tower liefert wichtige Informationen
Ein Sonderlandeplatz ist ein Flugplatz, auf dem neben Segelflugzeugen auch motorgetriebene Luftfahrzeuge generell starten und landen dürfen. Im Gegensatz zu einem Verkehrslandeplatz dürfen hier aber nur der Betreiber und auf Anfrage auch Dritte starten und landen. Natürlich hat der Flugplatz Winzeln-Schramberg auch einen Tower. Der Betrieb erfolgt nach Sichtflugregeln. Im Gegensatz zu einem großen Verkehrsflughafen sind die Aufgaben des Towerpersonals jedoch anders gelagert. Während die großen Flughäfen über Kontrollzonen verfügen und die An- und Abflüge bereits in einiger Entfernung vom Flughafen kontrollieren, überwachen und freigeben, besteht die Aufgabe des Flugleiters in Winzeln ausschließlich in der Information der Piloten. Beispielsweise zur Windrichtung und -stärke, zur Lande- bzw. Startrichtung, zum bekannten Verkehr, etc. Startende und anfliegende Piloten melden sich üblicherweise daher über Funk beim Tower. Generell ist jedoch jeder Pilot für sich und sein Handeln verantwortlich und muss sicherstellen, dass keine anderen Luftverkehrsteilnehmer und Personen gefährdet oder unnötig belästigt werden.
Gute Nachbarschaft braucht Rücksichtnahme
Luftsport ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Freiluftaktivität. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten, ist die Ausübung für andere Personen sichtbar, erlebbar und auch hörbar. Was dabei den einen fasziniert, stört den anderen. Um hier so viel Rücksicht wie möglich auf die Nachbarn des Flugplatzes zu nehmen, wurden gemeinsam mit der Landesluftfahrtbehörde spezielle An- und Abflugrouten für den Flugplatz von der Vorstandschaft festgelegt und für alle Piloten in den offiziellen Verfahrensanweisungen veröffentlicht. Dies sollen den direkten Überflug von bewohnten Bereichen vermeiden und die Lärmbelastung der Anwohner auf das Mindestmaß reduzieren. Vereinspiloten sind diese Regeln geläufig, anfliegende Piloten von fremden Vereinen werden auf diese Routen vom Flugleiter explizit hingewiesen. Da die Start- und Landerichtung aus Sicherheitsgründen immer gegen den Wind erfolgt, ändert sich diese Richtung häufig, manchmal sogar mehrmals täglich. Die festgelegten Routen gelten aber in beiden Richtungen konstant. In seltenen Fällen muss von den festgelegten Routen abgewichen werden. Dies kann dann der Fall sein, wenn die Sicherheit des Flugbetriebes z.B. zur Vermeidung einer zu dichten Annäherung mehrerer Flugzeuge, es erfordert. Der Flyer mit Details zum An- und Abflugverfahren kann hier heruntergeladen werden.
Mehr als eine Landebahn
Neben der eigentlichen Start- und Landebahn und dem Tower, befinden sich weitere wichtige Gebäude auf dem Gelände. In einer Segelflughalle und zwei Motorflughallen werden die Flugzeuge nach dem Betrieb sicher abgestellt. Eine Werfthalle mit Werkstatt wird durch die Vereinsmitglieder für notwendige Wartungsarbeiten genutzt. Sie ist auch der „Haupttummelplatz“ im Winter, wenn insbesondere alle Segelflugzeuge gewartet und für die neue Saison poliert werden. Außerdem befindet sich hier ein LTB (Luftfahrttechnischer Betrieb), der gewerblich Flugzeuge repariert und wartet – ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Flugplatzes. Last but not least ist noch das Vereinsheim mit Gaststätte zu nennen. Ohne die Pizza oder den Wurstsalat nach dem Flugbetrieb ist für viele ein schöner Tag nicht abgeschlossen. Ebenso ist die Terrasse für zahlreiche Besucher die ideale Gelegenheit, sich den Luftsport aus der Nähe anzuschauen. Da nicht alle am Flugplatz stationierten Segelflugzeuge auch einen Platz in der Halle haben können, befindet sich noch eine Armada von Anhängern unterhalb der Fliegerklause. Hier finden all diese Flugzeuge nach dem Flug ihre Ruhe.
Betreten verboten, fragen erwünscht
Aus Sicherheitsgründen ist das Betreten des Flugplatzes nur für Vereinsmitglieder und andere berechtigte Personen gestattet. Das bedeutet aber nicht, dass interessierte Passanten draußen bleiben müssen. Allen, die Interesse an der Fliegerei haben – sei es eine Frage zum Betrieb oder einen Rundflug – können die Kontaktmöglichkeiten der Website nutzen und so das Gespräch beginnen. Noch spontaner geht es direkt am Flugplatz: Jeder der Vereinsmitglieder freut sich über Interesse an der Fliegerei und beantwortet Fragen. Wenn es passt, kann so in entsprechender Begleitung auch der Flugplatz „von innen“ erkundet und verstanden werden. Auch vom heimischen Sofa kann jeder einfach reinschauen: Über die LSV-Website sind mehrere Webcams einsehbar, über die der gesamte Flugplatz im Hallenbereich eingesehen und miterlebt werden kann.
Bilder: Lars Willems, LSV Schwarzwald e.V.
Presse: Schwarzwälder Bote