Begonnen werden kann die Segelflugausbildung mit 14 Jahren.

Am Sonderlandeplatz Winzeln-Schramberg ist sowohl Winden- als auch Flugzeugschlepp möglich. Die Segelflugschulung erfolgt an den Wochenenden und Feiertagen von Mitte April bis Anfang November vornehmlich im Windenschlepp. Bei fliegbarem Wetter beginnt der Flugbetrieb gegen 9 Uhr mit dem Aushallen bzw. Aufbauen der Segelflugzeuge und endet gegen 20 Uhr mit dem Schließen der Hallentore.

Dazu gleich ein Hinweis als Hilfestellung: Segelfliegen funktioniert nur in der Gemeinschaft. Diese geht schon beim Aushallen los. Nur wer beim Aushallen dabei ist, kann sicher sein, beim Fliegen dranzukommen.

Die Segelflugzeuge werden an den Start geschoben. Gestartet wird immer gegen den Wind, weshalb man am Windsack sehen kann, in welche Richtung die Flugzeuge an den Start gebracht werden. Dort werden sie gecheckt und startklar gemacht. Dazu werden die Batterie für das Funkgerät eingebaut und die Fallschirme hineingelegt. Für leichtere Piloten ist Ballast (ein Bleikissen) einzubauen und zu verzurren. Fallschirme, Luftfahrtzeugpapiere und sonstiges Material befinden sich im Schulungsraum beziehungsweise während des Flugbetriebs im Startwagen. Vor dem ersten Start an jedem Tag ist der Fluglehrer beim Check dabei und achtet darauf, dass kein Kontrollpunkt vergessen wird. Das Schema, nach dem der Check funktioniert, ist bei allen Segelflugzeugen gleich. Man braucht es sein ganzes Fliegerleben lang.

Dann wird der Start aufgebaut. Der Startwagen wird hinausgefahren. Die Telefonverbindung zur Winde und zur Flugleitung wird hergestellt, das Lande-T ausgelegt. Das Lande-T zeigt dem Piloten an, wo er landen soll, nämlich rechts daneben. Jetzt wird noch das Funkgerät am Start und auf der Winde einsatzbereit gemacht und geprüft, ob die Funkverbindung zum Schulflugzeug, zur Flugleitung und zur Winde steht.

Auch die Piloten müssen sich für den Flugbetrieb ausrüsten. Dazu ist eine Kopfbedeckung unbedingt erforderlich. Die sogenannten „Thermikhüte“ gibt’s von uns bei Erwerb des Flugbuches dazu. Richtige Schuhe, keine Schlappen, und vernünftige Kleidung sind zu tragen – keine Muscle-Shirts, denn die anderen Schüler mögen auch keine schweißigen Gurte. Ausserdem sollten ein Vesper und ausreichend alkoholfreie Getränke mitgenommen werden, denn Fliegen und vor allem das Schieben der Segelflugzeuge macht hungrig. Das eigene Fahrzeug bleibt an der Halle. Mittagspause gibt es nicht, wir unterbrechen den Flugbetrieb nur aus Wettergründen.

Der LEPO (Rückwärts für OPEL), das ist der Wagen, der die Seile von der Winde an den Start zieht, wird einsatzbereit gemacht. Er darf immer nur mit einer Person besetzt sein, außer ein neuer Fahrer wird eingewiesen. Mindestalter des LEPO-Fahrers: 14 Jahre. Seile dürfen nur von eingewiesenen Fahrern ausgezogen werden, sonst droht Seilsalat auf der Winde.

Dann ist es soweit: Die Fliegerei beginnt. Lehrer und Schüler steigen ein und schnallen sich an. Übrigens: Es wird immer von links ein- und ausgestiegen. Die falsche Seite beim Ein- oder Aussteigen freut die Kameraden, denn der, der es falsch macht, zahlt die Getränke der anderen am Abend.

Der Startcheck wird durchgeführt. Die Punkte, die geprüft werden müssen, stehen auf einer Liste, die im Cockpit klebt. Dieser Startcheck muss vor jedem Start durchgeführt werden, er ist lebenswichtig!

Das Seil wird eingeklinkt. Der Einklinker, der vorher das Seil überprüft hat und der insbesondere die richtige Sollbruchstelle einstellt, ruft „Aus“, der Pilot auch. Letzterer zieht danach am gelben Ausklinkknopf. Dann legt der Einklinker den kleinen Ring des Ringpaars des Windenseils in die Kupplung und ruft „Ein“. Der Pilot wiederholt das Kommando laut und deutlich und lässt den Knopf los.

Am Telefon, welches die Verbindung zur Winde herstellt, steht ein Kamerad, der selbst schon mindestens den ersten Alleinflug hinter sich gebracht hat. Die Kommandos lauten: Winde, hier Start, ASK 13 am Winzler (oder Aichhaldener Seil, je nachdem, welches eingeklinkt worden ist; hängt von der Windrichtung ab), doppelsitzig, startklar, Seil anziehen; fertig; frei!

Das Seil wird gestrafft und los geht’s. Es folgen Start und Platzrunde, die in der Schulung meistens nur knapp 10 Minuten dauert, und die Landung. Normalerweise kommt ein Schüler auf ca. 5 Starts pro Schulungstag, wobei die Lehrer schon darauf achten, dass keiner zu kurz kommt.

Nach der Landung wird das Segelflugzeug von den Kameraden gemeinsam an den Start zurückgeschoben. Alle helfen jedem, sonst funktioniert es nicht. Egoisten haben keinen Platz in unserer Gemeinschaft.

Im Rahmen der Flugausbildung werden so zunächst ca. 50-80 Schulungsflüge am Doppelsteuer mit einem Fluglehrer unternommen. Im ersten Ausbildungsabschnitt werden Start, Landung, Kreisflüge und das Fliegen in der Thermik erlernt. Dieser Teil der Ausbildung wird vornehmlich auf der ASK 13, D-0499, durchgeführt. Diese Maschine ist ein Segelflugzeug in Gemischtbauweise, die Flügel sind aus Holz und bespannt, der Rumpf aus Stahlrohr, ebenfalls mit Bespannung.

Dabei werden immer und immer wieder Platzrunden geübt. Eine Platzrunde besteht aus dem Abflug über der Winde, dann nach Westen parallel zur Landebahn bis zur Position , von wo aus der Landeanflug begonnen wird. An der Position wird im Kreisflug die Höhe abgebaut, mit 150 Meter über dem Boden geht es in den Gegenanflug, dann in den Queranflug und schließlich in den Endanflug direkt zur Landepiste.

Werden alle Ausbildungseinheiten sicher vom Schüler beherrscht, darf er seinen ersten Alleinflug durchführen. Dies ist ein berauschendes Gefühl und ein wichtiges Ereignis in jedem Fliegerleben. Man kann sich besonders gut daran erinnern, weil die anwesenden Kameraden mit einem deutlichen Klaps auf den Hintern einen bleibenden Eindruck hinterlassen – eine gute alte Tradition, die das Gefühl für die Thermik stärken soll.

Im weiteren Verlauf der Ausbildung wird das Gelernte in Alleinflügen in der Umgebung unseres Flugplatzes unter Aufsicht des Fluglehrers weiter vertieft. Es folgen Umschulungen auf andere Segelflugzeugmuster und Unterweisungen in das Überlandfliegen.

Andere Segelflugzeugmuster sind die Ka 8, ein Einsitzer in Gemischtbauweise (D-8412), die Ka 6, ein Einsitzer in Holzbauweise (D-9201), zwei Discus und ein Discus 2, 18m. Die Einweisung ins Überlandfliegen erfolgt in der Regel mit der ASK 21, (D-2495), einem Kunststoff-Doppelsitzer, mit dem man auch Kunstflug durchführen darf. Gefordert für die gesamte Ausbildung werden mindestens 60 Starts, davon mindestens drei auf drei anderen Flugplätzen und 30 Flugstunden, davon 15 Stunden Alleinflugzeit.

Die praktische Flugausbildung endet mit der Durchführung eines 50-km-Streckensegelfluges im Alleinflug beziehungsweise mit der praktischen Prüfung. In der Regel dauert die Ausbildung bis zum Erhalt der Lizenz ca. zwei Jahre. Mindestalter für den Erwerb des Segelflugscheins ist übrigens 16 Jahre.